
Das Wochenende begann am Freitagabend in geselliger Runde mit einem geleerten 30 Liter Fass und 4 Stunden Schlaf. Am Samstag dann noch schnell die letzten Besorgungen für das eigentliche Sommerfest am Abend getätigt und weiter ging's in großer Runde. Zu den 4 Stunden Schlaf der vorangegangenen Nacht gesellten sich von Samstag auf Sonntag noch mal knapp 4 Stunden dazu. Na immerhin. Und so stiegen Arne und ich um 8 Uhr morgens einigermaßen zerknautscht, aber frohen Mutes, in den ICE Richtung Berlin. Die Fahrt verlief ziemlich unaufgeregt. Umstieg in Hannover, kurzer Halt in Wolfsburg (immerhin 4 Gleise), 7mal pinkeln gewesen, um dann kurz vor halb eins in Berlin einzurollen. Genug Zeit, sich bei einem Chinesen noch eine warme Mahlzeit zu gönnen und danach langsam Richtung Stadion zu pilgern.
Auf dem S-Bahn-Bahnsteig erblickten wir dann auch die ersten bekannten Gesichter. Tach auch. Endlich geht’s wieder los.
In der S-Bahn nahm dann das seinen Lauf, was uns den ganzen Tag über noch wundern sollte. Union-Anhänger, die schwer nach „erlebnisorientiert“ aussahen, pöbelten uns freundlich grinsend an. Keine Spur von Aggression. Wasn' hier los? Auf dem Beruhigungs-Flokati geschlafen?
Der Weg zum Stadion war relativ lang und begleitet von lauter schräg aussehenden Berlinern, die zum Frühstücksmüsli allesamt den Knigge gelesen haben müssen. Freundlich bis zum abwinken. Scheiss Stadt ;)
Gut eine halbe Stunde vor Spielanfang standen wir dann im gut gefüllten Gästeblock. Insgesamt werden es wohl um die 2500 Adler gewesen sein, die sich zum ersten Pflichtspiel der neuen Saison in der alten Försterei eingefunden haben. Hach, endlich wieder Fußball. Noch dazu in einem Stadion, in dem man für eine gescheite Bratwurst 2 Euro zahlt und man dabei nicht mit irgendwelchen pay-leckmichamarsch-Karten zahlen muss. Uns beschlich das Gefühl, heute irgendwie zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Sauwa.
Einzig die Sonne nervte. Schräg von der linken Seite kommend, arbeitet sie von der ersten Minute an unerbitterlich an unserem rot-weissen ying yang-outfit. Super. Halbseitiger Sonnenbrand. Naja, druffgeschissen, wer Fußball sehen will muss leiden. Bei der Eintracht sowieso.
Das Spiel selbst verlief dann praktisch genau nach Plan. Der Meier müllerte den Berlinern 3 Dinger rein, ehe er dem Ama noch eins auflegte und so gingen wir mit 4:1 als Sieger vom Platz. Jawoll, man!
Die Stimmung im Block war ganz gut, auch wenn man merkte, dass da einige mit dabei waren, die sonst eher selten die Eintracht sehen. O-Ton von schräg links hinten: „Hä, wieso schwenkt denn da vorne einer ne Fahne mit der Nationalflagge von Kamerun und der Reichskriegsflagge drauf? Zu arg.“ Ich habe mir dann erlaubt, dem Kollesch zu erklären, dass man das Gallusviertel in Frankfurt auch Kamerun nennt und schwarz-weiss-rot einfach mal die Vereinsfarben der Eintracht sind. Nun denn..
Nach dem Spiel, allseits halbgebräunte, fröhliche Gesichter. Geglückter Start in die Saison. Was will man mehr?
Vor dem Block dann noch eine Begegnung der anderen Art. Kommt einer auf mich zu, gibt mir die Hand und sagt "Hi, du bist doch der Tube, oder?"
Ich: Äh, ja.
Er: Sau geil, bin der Adlerer, he Jungs, guckt mal, der Tube.
Ich: Äh.
Arne: Hehe.
Ich: Äh.
Arne: Siehste, deswegen habe ich kein Steckbriefbild drin.
Ich: Achso.
Ein letztes Bier und ne Wurst im Stadion, ehe wir dann mit Pia und Axel in die Altstadt von Köpenick schlenderten und uns dort, im Gras sitzend, an irgendeinem Spreeausleger noch ein Bierchen gönnten. Begleitet übrigens von einem Haufen Eisernen, die „und wir, waren nur zum feiern da..“ zum Besten gaben. Wirklich ein nettes Völkchen. Sehr entspannt das Ganze. Vor allem, weil der Zug Richtung Heimat erst um 19 Uhr 48 fahren sollte. Dachte ich zumindest. Nachdem wir uns verabschiedet hatten und wir wieder am Ostbahnhof angekommen die Sachen aus dem Schließfach holten, stand auf dem ticket dann irgendwie doch Abfahrt: 19:09 . Kurzer Blick auf die Uhr: 19:17. Sowas, schade aber auch. Ich Vollidiot. Da Sparpreise der Bahn nur für die eingetragenen Verbindungen gültig sind, und das ticket somit für n' Arsch war, liefen wir etwas bedröppelt ins Servicecenter der Bahn. Und warum auch immer, aber irgendwie wollte das Glück an diesem Tag kein Ende nehmen. Entweder ich sah mal wieder extrem bemitleidenswert aus, oder Arnes „Tschuldigung, können wir sie mit donuts bestechen?“-Aktion fruchtete. Jedenfalls schrieb die Dame fröhlich unser ticket um, ließ sich dafür eine seltsame Ausrede einfallen, stempelte das ganze noch ab und fertig war der Rückfahrschein. Keinen cent drauf gezahlt. Ich sag's ja. Sau komisch die Berliner. Durch die Aktion haben wir dann insgesamt eine Stunde verloren, was uns aber nicht wirklich störte. Hauptsache ma kimme noch emol haaam heut, hea. Nachdem uns auf dem Weg zum Gleis noch mal ein Union-Gorilla nicht die Nasen zertrümmerte, sondern uns unaufgefordert ein „kommt gut Heim, Männer, wa?“ zuraunte, saßen wir dann letztendlich fröhlich mit einem Haufen donuts bewaffnet im ICE gen Frankfurt, wo wir dann um 1 Uhr auch endlich ankamen. Noch schnell beim Arne mein Auto geholt und so war ich dann gegen 2 Uhr 30 wieder in good ol' Monnem.
Alles in allem ging damit ein sau lustiges Wochenende mit einem geilen Berlintrip zu Ende. Bisher konnte ich mit Berlin irgendwie noch nie so richtig was anfangen, aber auch wenn es nur wenige Stunden waren, zumindest dieser komisch schöne Stadteil Köpenick, mit seinem komischen Fußballklub, haben bei mir seit Sonntag schwer ein Stein im Brett. Von daher an dieser Stelle ein ernst gemeintes: „Und nie vergessen: Eisern Union, Eisern Union!“
Und hier geht’s ab zu den paar Bildern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen