So liebe Leuts. Das Leben ist hart und ungerecht, aber wem erähl' ich's. Aus eben diesem Grund und weil ich auf Schmerzen stehe, hat es mich am Samstag ausnahmsweise mal per Sonderzug nach Bielefeld verschlagen.
Samstag 7:20 Uhr. Der Wecker spinnt. Was klingelt der bitte an einem Samstag um so eine Uhrzeit, nach gerade mal knapp 4 1/2 Stunden Schlaf? Achso, da war was. 8:15 Uhr, Darmstadt Hauptbahnhof, Abfahrt des Sonderzuges nach Bielefeld, wo unsere geliebten Adler versuchen werden sich die Almdudler zu krallen. Naja dann. Auf geht's. In Darmstadt sah das alles noch ganz schön harmlos aus. Außer unserem allseits bekannten Vorgröhler M.S. und ein paar anderen widrigen Gestalten (mich eingeschlossen) war da nicht viel los und so ging es dann ziemlich unaufgeregt in der Bimmelbahn nach Frankfurt.
In Frankfurt angekommen, traf dann meine Begleitung für den Tag ein. Namentlich Laupi, Miri, Schoppe und Sabrina. Im Schlepptau noch 2 Mädels und ein paar Herren aus der per-sempre Mannschaft (der Pole, der Grieche, der Ball, Christus, NDA..)
Die schlechteste aller Entscheidungen hatte ich allerdings schon vor der Zugfahrt getroffen. Nämlich, kein Alkohol zu trinken. Damit waren ich und die Kollegen von der mobilen grünen Minderheit ziemlich alleine auf weiter Flur. Mir schwante schon nach wenigen Minuten, dass das ein harter Tag für mich werden würde. Aber ich hatte es ja nicht anders gewollt. An dieser Stelle noch ein kurzer Gruß an ein paar Schweinenasen, die sich erst 2 Tage nachdem ich mir die Karten + Begleitung + Zugfahrt organisisert hatte, dazu entschlossen haben, doch nach Bielefeld zu fahren. Ich rede nie wieder einen Ton mit euch ;).
Nach einigem Kampf ging es dann sitzend Richtung Bielefeld. Neben mir wurden Mettbrötchen (Pflümlis) und Laugenstangen (Apfelkorn) gefrühstückt, und ich begann zu schwitzen. Wieder andere erklärten ihrer Oma, wo sie sich gerade befanden. "Ich bin im Zug. - wo? - Na, im Zug? - wie im Zug? - Na, in der Eisenbahn - Achso, in der Eisenbahn, sag das doch gleich, Bub" .. Jaaa wir fahren Eisenbahn, jaaaa wir fahren Eisenbaaahn..
Dummerweise saßen wir genau an einer der ziemlich rar gesäten Pissmöglichkeiten. Schon nach kurzer Zeit bildeten sich von beiden Seiten lange Schlangen mit verzweifelt aussehenden jungen Menschen, die krampfhaft versuchten, sich nicht schon nach einer Stunde Zugfahrt in die Hose zu machen. Dem einen oder anderen gelang das leider nicht vollständig, gell Miri? :)
Meine Mitfahrer wurden voller, die Stimmung stieg und ich schwitzte. Irgendwie bin ich für Temperaturen über 20 Grad nicht geschaffen. Und so schafften wir es allesamt uns irgendwie (jeder auf seine Weise) auf das Wesentliche zu konzentrieren. Bei Griechen sieht das im Allgemeinen wohl so aus:
So bahnten wir uns also unseren Weg durch die deutsche Wildnis bis zum Bielefelder HBF, gleichzeitig wohl Mittelpunkt aller Mittelpunkte in Bezug auf Wildnis. Ankunft: kurz vor 14 Uhr. Schwitzstatus: alles nass.
Dort versammelte sich jedenfalls ein Großteil des Auswärtsmobs und teilte erstmal mit, woher wir eigentlich kommen und wer hier eigentlich die Idioten sind. Gefühlslage: Ja, Mann! :)
Vom Bielefelder HBF wurden wir dann Richtung Alm geführt. Zu Bielefeld selber gibt's nicht viel zu sagen. Nix weltbewegendes, aber warm hammses' da, leck mich am Arsch. Ist ja wie auf Cuba. Der Sonnenbrand nahm erste Züge an. Wie auch immer, nach 15 Minuten Gänsemarsch erreichten wir jedenfalls den heutigen "place to be". Erwähnt sei noch der tapfere Bielefelder Adler, der aus seiner Bielefelder Wohnung stolz seine Adlerfahne schwenkend, den Mob begrüßte. Na wenigstens einmal im Jahr ein bissel Spaß. Besser als garnicht.
Nachdem wir ziemlich lange vor dem kleinen Einlasstörchen gebrutzelt wurden, war drinnen doch noch kurz Zeit den eigentlich doch ganz netten Schweinenasen "hallo" zu sagen und sich noch was zu Trinken in den Magen zu schütten. Leider waren wir dann ziemlich spät im Stehblock, wodurch wir mäßig gut standen und die Hälfte des Sichtfeldes von irgendwelchen Stahlrohren verdeckt wurde. (man sieht's an den Bildern) Dadurch, dass Maddin plus Support-Anhang auf den eigentlichen Sitzplätzen standen und die Stehplätze sowieso Bock haben zu supporten, war die Stimmung ziemlich geil.
Nach einer dicken Chance für Russ, schoss dann der wieder ins Team gerutschte Amanatidis in der 10. Minute das 1:0 für unsere Adlerträger.
Bielefeld fand support-technisch nicht statt. Wir schon :)
Es kam jedoch, wie es kommen musste. Da die Mannschaft nach Führungen regelmäßig vergisst, selbst auch weiter Fußball zu spielen, fiel in der 28. Minute der Ausgleich durch Vollegal. Doch schon 5 Minuten später köpfte der starke Vasoski das runde Leder unhaltbar zur erneuten Führung in die Maschen. Mit 2:1 ging's auch in die Pause. Seltsamerweise gab es ab Mitte der 1. Halbzeit im gesamten Stadion keinen Tropfen mehr zu trinken. Nichts. Kein Wasser, kein Bier, kein.. einfach nichts. Etwas verwundert entgingen die meisten dem sicheren Verdurstungstod, indem sie Leitungswasser zapften. Kann ja auch keine Sau ahnen, dass die Leute bei gefühlten 35 Grad Durst haben. Wie auch?
Naja, die 2. Hälfte ging jedenfalls mit einem Paukenschlag los. Ama verwandelte einen einigermaßen berechtigten Elfer sicher zum 3:1. Die bielefelder Kurve wurde dadurch nicht unbedingt lauter und pegelte sich auf gutem Dortmunder Niveau irgendwo zwischen 0 und 0dB ein, was man so von uns nicht behaupten kann. Die Arminen gaben sich in der Folgezeit wirklich Mühe, doch der Anschlusstreffer wollte einfach nicht fallen. Naja, also bis zur 81. Minute. Scheissegal köpfte zum 3:2. Kollektives Bleichwerden in den Frankfurter Blöcken. Nicht schon wieder! Ich verbrachte die nächsten paar Minuten eigentlich nur damit, nicht vor Aufregung in Ohnmacht zu fallen. Der Schweiß wechselte die Temperatur und war nun kalt.
...Und die Jungs gehen schon wieder nicht richtig an die Männer ran! Leck mich doch am Arsch.. grätsch den doch um, Mann! ..90. Minute. Anzeige: 1 Minute Nachspielzeit. Oh Gott, lass uns das überstehen. 91. rum. 92. rum. HALLO? Die 93. Minute läuft, wir sehen inzwischen garnix mehr, da zig Leute auf dem Zaun hocken. Plötzlich: Baaaaaaam, die Frankfurter Blöcke explodieren vulkanartig:
Ich: WAS? TOR? ABPFIFF?
Laupi: Äh, TOR?
Ich: TOR?
Laupi: TOR!
ICH: TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR!
Geschossen hat's der Heller.
4:2 Sieg in Bielefeld. Wie geil ist das denn? Dachten sich nicht nur die 6000(?) mitgereisten Adler, auch der Mannschaft war die Erleichterung anzusehen. Huggel vollführte vor der Kurve einen kleinen Tanz und die Menge feierte die überfälligen 3 Auswärtspunkte.
Nach dem Spiel deckten wir uns beim Jibi-Markt erfolgreich mit Frikadellen, Brötchen und Getränken ein, dann ging's zurück zum Bahnhof. Nach einigen Problemen fanden immerhin Alex + Dame und ich einen Sitzplatz. Den Rest hat es in irgendeins der anderen Abteile verschlagen. Schon seltsam, warum so viele Leute stehen mussten, was bei jeweils knapp 6 Stunden Zugfahrt durchaus nervig sein kann.
Die Rückfahrt wurde dann wider Erwarten doch noch ziemlich lustig.
Es begann damit, dass neben uns Jungs von den cops wegen kiffen rausgezogen worden sind. Beweisstück: ein Jointstummel. Uiuiui. Da tobt die Menge und der Staatsanwalt freut sich. Ab ins Kitchen mit dem jungen Mann, der beim ausmachen des Teils gesehen wurde. Verbunden war die Aktion mit einer ziemlich lustigen "Zugriff"-Geste des Beamten, die sich im Laufe der Fahrt immer mehr verselbstständigte. (Zur Erklärung: Die Geste beginnt mit einer "Beckerfaust", allerdings mit gespreitzten Fingern. Dann wird der Arm um 45 Grad nach unten bewegt und dabei die Faust geschlossen. Wer dabei noch "Zugriff" brüllt, ist "gestentechnisch" schon mal ganz weit vorne dabei.)
"Ihr seid so lächerlich" war noch der harmloseste Gesang, den die in den Zwischenräumen zwischen den einzelnen Waggons stehenden Polizisten zu hören bekommen haben. Kollege Christian begeisterte die Menge mit allerlei Liedgut, mal mehr mal weniger wunderlich, aber wie auch immer, dem Abteil gefiel's.
Nach und nach erwischte es immer mehr Leute, die ihre Personalien bei den cops abgeben mussten. Unter anderem, weil man sich gegenseitig aus Spaß mit Bier bespritzt hatte. Klar, der Zug sah nicht sowieso aus wie zugeschissen, da machen so 2-3 Spritzer, die dann bei sowas noch an der Scheibe landen, natürlich mächtig was aus. Immerhin, die Leute wurden fachmännisch belehrt. O-Ton: "Ich belehre dich jetzt, ..". Die Zeit wurde mit allerlei Gesängen rumgebracht, die nicht immer zwangsläufig was mit Fußball zu tun hatten. Beim allseits beliebten: "Wir scheißen auf Saarbrücken, wir wixxen in die Saar, und wir hassen Kaiserslautern - Tod und Hass dem FCK", wurde mehrfach laut "mehr Hass" in der Intonation gefordert (was alleine schon sehr lustig war), als plötzlich die Tür zum Abteil aufgeht und die Grünen Kameras reinhalten, worauf Dennis (Foto folgt) von der singenden Meute aufgeregt, leicht verzweifelt, "weniger Hass, Männer, weniger Hass" forderte. Ich habe mir fast in die Hose gemacht vor lachen.
Genau dieser Dennis machte sich irgendwann daran, die einzige Polizistin in unserer Nähe zu erobern. Also ab zu den Türen und angefangen zu flirten. Woraufhin das ganze Abteil von Dennis entrüstet lauthals "mehr Hass" forderte. Nachdem er dieser Forderung augenscheinlich nicht nachkommen wollte, gingen die ersten "Deeennis macht die Lesbe klaaaar, Deeeennis macht die Lesbe klar"- Gesänge los.
Nach vielleicht 15 Minuten kam Dennis dann leicht bedröppelt von seinem Feldzug zurück, sackte zu uns in den 4er und meinte "Scheisse, die Alte hat nen Freund." Alle: haha, waaaaas zum? Dennis: Ey, was denn? Geht doch mal hin, die hat unglaublich schöne Augen. Sehr geil :).
Unterbrochen wurden die Gesänge von den regelmäßigen Personalienaufnahmen und Unten-ohne-Polonaisen, begleitet von "Hosen sind Scheisse" - Sprechchören.
So ging das bis zur Ankunft in Frankfurt, etwa gegen 23 Uhr. Dort verabschiedete ich mich von meinen 2 übrig gebliebenen Begleitern und schlappte in einen anderes Abteil, wo noch WSK + Kollege saßen, die an dem Abend noch bis Karlsruhe weiter mussten. Gegen kurz vor 24 Uhr waren wir dann endlich in Darmstadt. Von da ging's mit WSK plus Anhang im Auto nach Mannheim, wo ich die 2 noch kurz beim HBF rausließ und dann selbst nach Hause fuhr. Gegen halb 1 war ich dann endlich wieder daheim.
Alles in allem eine lustige, wenn auch sehr anstrengende Auswärtsfahrt, auf der ich ungefähr 4,5 Liter Flüssigkeit ausgeschwitzt habe. Ich weiß allerdings auch, warum wir sonst mit dem Auto zu den Spielen fahren. Aber ab und an muss man da wohl durch. In Verbindung mit dem 4:2 war es ein gelungender Tag.
Auswärtssieg!
PS: Glaubt mal nicht, dass ich jemals noch mal so einen langen post verfasse. Schuld daran ist heute nur der endlich eingefahrenen Rückrunden-Auswärtssieg.
In dem Sinne.. Dienstag geht's weiter.
Tobi
edit: Habe noch ein video bei youtube gefunden, was die Stimmung wesentlich besser rüberbringt, als das, was ich gemacht habe. http://youtube.com/watch?v=DXBFl5_DfvI
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