
So, Jungens, während ich diese Zeilen tippe sitze ich im IC zurück von Dortmund nach Hamburg. Heute ist Donnerstag, 1. November 2007, später Nachmittag. Nein, Datum stimmt, Zeitangabe auch. Was war passiert? Tja, mit der als Persiflage getarnten Ankündigung, die DEBILOS*07*HARBURG würden das Ruhrgebiet aufmischen, hatte ich mir selbst ein Bein gestellt. Doch zuerst wie alles begann. Lauter kleine Ereignisse, alleine harm- und nutzlos, summieren sich zu einem stimmigen Bild, welches mich an eine allseits strafende und richtende Macht glauben lässt.
Der IC kam pünktlich 3min zu spät an – keine Zeit die nicht aufzuholen wäre. Dortmund erreichten wir planmäßig 15min zu spät. Schnell ein Schließfach gesichert und Rucksack verstaut. Schlüssel des Schließfach vor zufälligem Verlust am Autoschlüssel festgemacht. Dann runter in die Bahn mit den ganzen Affen. Lustig dabei war, dass sie die ganze Zeit nur Schmählieder gegen die 06er gesungen haben. Ach so, und drei Supi-Dupi-Ultras haben in der Bahn ein „Eintracht Frankfurt heheee, Eintracht Frankfurt meck meck, wir hassen diesen Dreck“ angestimmt. Der Rest verhöhnte weiter S06. Nach einer Station kam dann die Durchsage, dass die Bahn gewechselt werden müsse, weil Bahn kaputt. Lag aber wohl nicht daran, dass die Zecken als erstes die Neonröhren rausgedreht haben.
Endlich am Stadion angekommen wollte ich telefonisch abklären, ob ich Richtung Süd oder Nord gehen müsste. Ja, so was kann man wissen, muss man aber nicht. Tobi wusste es auch nicht und so legt ich mein Schicksal in die Hände eines jungen Herren, der mir den Weg wies. Während der Strecke entspann sich ein Dialog, dessen Kernpunkte ich zusammengefasst darstellen möchte:
- „es ist nicht mehr so wie früher“
- „früher standen hier 100BVBler und auf der anderen Seite kamen die Stuttgarter runter“
- „Ihr macht das ja auch nicht mehr so, vielleicht noch die Supporters, aber auch eher auf der grünen Wiese so wie wir“
- „daran liegt ja gerade der Reiz, die Bullenkette zu durchbrechen“
- „klar kann da mal jemand zwischenkommen, der nix damit zu tun hat“
- „wenn ich nach Tschechien will, muss ich mich dort melden. Für so was haben die Geld, aber Verbrecher werden nicht gejagt“
- „fünf Jahre waren ne lange Zeit“
Wir wünschten uns noch ein faires Spiel und er verabschiedetet mich mit den Worten „vielleicht sehen wir uns ja nachher noch, oder in zwei Wochen“.
Am Stadion angekommen begrüßte mich der Tobi und der Saft- äh Kaffeesack.
Der Spielverlauf zu Beginn ließ einiges hoffen und so schossen wir nicht unbedingt unverdient das Führungstor. Was dann folgte war an Überheblichkeit und Lustlosigkeit nicht zu überbieten. Wer glaubt, dass man nach einer frühen Führung die letzten 80min IN Dortmund einfach locker runterspielen kann, der hat als Profi NIX verloren. Die Gelben haben uns Ende der ersten Halbzeit regelrecht zerlegt und alleine Soto, Russ und Pröll haben mehrmals retten müssen.
Die zwote Halbzeit ist damit erzählt, dass die Eintracht nahtlos an der Leistung der ersten Halbzeit angeschlossen hat. Dementsprechend hatten die Zecken Raum und Zeit, um die Siegtreffer zu erzielen. Traurig allein, dass sich die Mannschaft aufgegeben hat. Bei jedem kleinen Aufbäumen von zwei, drei Spielern hat man gesehen, dass die Ordnung der Hu*ensö*ne dahin war und man durch mehr Druck durchaus gewonnen hätte. Wir haben das Spiel nur verloten, weil die Herren keinen Bock mehr hatten. Ob Taka das nun macht oder nicht, ändert daran m.E. nichts.
In der 90. bin ich raus, weil ich ja auf den Bus musste. Habe dann in den Katakomben noch den Pröll vorne gesehen, was aber auch nichts brachte. Traurig mitanzusehen, wie viele Eintrachtler nur noch zu den Spielen fahren, weil sie es geil finden, sich richtig wegzumachen. Support steht nicht mehr im Vordergrund. Alleine der Rausch macht die Fahrt schön. Am Bahnhof dann gemerkt, dass mein Zug erst ne halbe Stunde später fährt als gedacht. Also noch viel Zeit gehabt, die Fratzen anzuschauen. Es war zum Teil schwer zu sehen, ob sie Halloween feiern, oder einfach immer so rum laufen. Heute weiß ich, dass nur ein kleiner Teil wegen Halloween so angezogen war.
Ich also dann zum Schließfach und Rucksack geholt und ab auf den Zug. Begleitende Gesänge wie „2. Liga, Frankfurt ist dabei“ trafen mich tief und ob des Wettbewerbs auch gerechtfertigt.
Der Zug fuhr dann schön durch bis Harburg, wo ich dann zu Fuß die letzten Meter zurücklegte. Als ich dann in die Hosentasche griff, um meinen Hotelschlüssel rauszuholen, fiel mir auf, dass da was fehlt. Genau…der Autoschlüssel…Bilder zuckten durch meinen Kopf…FUCK… der hängt schön am Schließfach 245 im Dortmunder Hauptbahnhof. Ich also ins Zimmer und gleich mal übers Netz rausgesucht, wie man die DB dort telefonisch erreichen kann. Tatsächlich war dort um 01:30 Uhr noch einer wach und schickte gleich einen los, der dann tatsächlich Erfolg vermelden konnte. Schlüssel also gesichert…aber wie kommt der nun wieder in meinen Besitz? DHL/UPS/TNT? NEIN, denn heute ist ja Feiertag…zumindest in einigen Teilen Deutschlands. Dazu gehört natürlich auch NRW. Ersatzschlüssel von meinem Vater zuschicken lassen? FEIERTAG. Nicht nur die Körbchen-Aktion stand vor dem aus, sondern auch ein geordneter Rückzug aus dem Watt. Letzteres wäre zu verschmerzen gewesen, aber der gesammelte Hass der Familie Gröpler, mit all Ihren Dependancen in Hamburg, Berlin und Zürich, ließen nur eine Lösung zu: ab nach Dortmund mit dem nächsten Zug! Tja, nun ist es halb fünf und ich werde gegen sechs Uhr wieder in HH sein und dann direkt zu Matthias Tante, um die Bettstatt des Enkels abzuholen.